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10 Jahre Erfahrungen mit dem KB5
Paier Interview
 
Interview am 20.9.2017 mit Rupert Paier.

Helmut Leitner: Lieber Rupert, wie du weißt, denken wir, das Autorenteam rund um das KB5-Wiki über die 10 Jahre Pionierarbeit im KB5 nach, und versuchen das nachvollziehbar zu machen, dass andere daraus lernen können. Was sind denn deine Erfahrungen aus dieser Zeit?

Rupert Paier: Da war ganz ganz viel, vor allem das gute Team im KB5, das ständig zusammen diskutiert und Ideen, Veranstaltungen und Projekte entwickelt hat. Wir habens uns oft zwischendurch in der kleinen Kaffeeküche [Anmerkung der Redaktion: wirklich nur ein winziger Raum, nur zum Stehen] getroffen. Wenn es dann konkret wurde, waren die Aufgaben schnell aufgeteilt, die einen machten die Technik, der andere hatte die Kontakte zu den Sponsoren, das Veranstaltungs-Marketing und die Kommunikation, das Herrichten der Räume und Betreuen der Besucher. Wir haben uns die Arbeiten gut aufgeteilt. Es war eine gute Mischung zwischen Diskutieren und Umsetzen.

HL: Mit der Entstehung des Hauses hast du ja nichts zu tun gehabt, oder?

RP: Ja. Ich bin erst richtig mit der Eröffnungsfeier des KB5, im Herbst 2014, mit dem Projekt in Berührung gekommen. Und 2005 habe ich dann mein Büro in den Teleworking-Bereich des KB5 verlegt. Ich habe damals Kunden in verschiedenen IT-Angelegenheiten betreut, Server-Wartung und anderes gemacht, auch schon an dem erfolgreichen Buschenschank-System gearbeitet. Mit Peter [Peter Maier] habe ich zwar beruflich nicht an gemeinsamen Projekten gearbeitet, aber der Gedankenaustausch über die ständigen Neuerungen in der IT war für uns beide enorm wichtig. Das Gleiche mit Ewald [Ewald Binder], der bei der Polizei gearbeitet hat, und sich enorm gut bei der Technik ausgekannt hat.

HL: 2005, da war dann doch auch gleich das große Projekt mit den „Tagen der Utopie", oder?

RP: Das war eine Riesengeschichte mit Vorarlberg. Wir haben gelernt, dass wir alles selber machen müssen, sonst klappt das nicht. Das Bildungshaus St. Argogast hatte damals Internet nur via ISDN. Wir haben eng mit der Telekom zusammen gearbeitet, und eine Bündelung von ISDN-Leitungen bekommen, das hat dann für die Video-Übertragung ausgereicht. Mit Ossi haben wir zusammen das Ton-Video-Studio in St. Argogast aufgebaut, und zwei Leute von St. Arbogast haben mitgeholfen. Jörg hat sich um die Finanzierung gekümmert. Ewald Binder um die Technik auf der Kirchbacher Seite. Es war ein großartiges Projekt und ein sensationeller Start für das KB5. Steini [Franz Steinwender] hat mit seinem Netzwerk für das Marketing und die grafische Umsetzung aller Werbeartikel gesorgt. Es war eine Super-Veranstaltung, mit Super-Rednern. Es war auch Wichtig für die Vorarlberger. Sie waren mit Kirchbach verbunden, über eine längere Distanz als nach Paris.

HL: Ihr habt dann 2007 ein zweites Mal die „Tage der Utopie” übertragen, aber dann nicht mehr. Was war der Grund?

RP: Die Übertragung war ein großer Erfolg aber auch eine große gemeinsame Anstrengung und ein finanzielles Risiko. Es wäre gut gewesen, wenn die Vorarlberger das auch mehr zu ihrem eigenen Anliegen gemacht hätten. Zusätzliche Außenstellen hätten die Kosten für jeden reduziert. Das komplette Konzept und der Workflow für die Technik und Veranstaltungsorganisation war da. 8.000 EUR wären pro Außenstelle nötig gewesen für eine Woche Veranstaltugnsübertragung, mit 3 Monate Vorarbeiten und 1 Monat Nacharbeiten. Die Sponsoren in Kirchbach und Vorarlberg waren damals sehr interessiert. Es gab Verhandlungen mit Außenstellen und auch Berlin war im Gespräch. Aber zuletzt ist es nicht zustande gekommen. Vielleicht lag es daran, dass die Veranstalter keine Störung der meditativen Athmosphäre wollten. Ich war auch extra 2 x noch in St. Arbogast und habe die Übertragung angesprochen.

HL: Schade drum, aber eigentlich wäre eine Übertragung der „Tage der Utopie” ja auch heute noch genauso interessant und möglich.

RP: Ja, sogar einfacher und kostengünstiger, denn die starken Internet-Verbindungen sind längst eine Selbstverständlichkeit, und die Kameras sind kleiner und können so unauffällig aufgestellt werden, dass sie die Athmosphäre nicht stören.

HL: Themenwechsel zu „OpenSource”. Das war ja für euch IT-ler sehr naheliegend und wichtig. Wie hast du das erlebt?

RP: Ja, OpenSource war und ist für uns ein wichtiges Thema, und vor allem Peter Mayer hat sich dafür sehr engagiert. Es gab Jahre hindurch OpenSource-Abende. Es war am 1. Dienstag im jedem Monat, außer im Sommer, während der Schulferien, da war nichts. Im wesentlichen waren das Installationsabende. Die Leute sind mit ihren Computern und Problemen zu uns gekommen, und wir haben geholfen, Treiber zum Laufen zu bringen, Software zu installieren, und das war immer interessant. Meistens waren so 5-10 Teilnehmer, aber manchmal auch nur einer oder zwei, und das war auch gut. Die meisten Teilnehmer waren aus der näheren Umgebung, aber manche sind auch aus Feldbach oder Graz angereist. Wir haben viel probiert und alle sehr viel gelernt dabei.

HL: Themenwechsel zu EU-Projekten, bei denen du auch mitgewirkt hast.

RP: Für uns war der Kontakt zu den Universitäten, die wissenschaftliche Anbindung, immer sehr wichtig. Etwa die Verbindung zur BOKU [Universität für Bodenkultur, Prof. Gerhild Weber] oder zum Naro [TU Graz, Prof. Michael Narodoslawski]. Wir haben uns auch ein Beispiel am Ökopark Hartpark genommen, wo sichtbar war, dass eine solche Zusammenarbeit sehr fruchtbar sein kann. Besonders intensiv ist das dann in EU-Projekten geworden. Auf einmal hatten wir Besucher aus Zypern oder Schweden im Haus, und das war sehr spannend. Am MIR-Projekt war ich ja nicht beteiligt, aber denn an den beiden EU-Bildungsprojekten von Stanko [...]. Besonders die IT-Kurse für behinderte Menschen, bei denen wir eng mit der Lebenshilfe in Feldbach zusammengearbeitet haben, sind sehr gut angekommen. Leider endeten diese Kurs-Aktivitäten mit den Projekten.

HL: Man landet dann, hier wie dort, beim Thema nachhaltig tragfähiger Geschäftsmodelle.

RP: Ja, irgendwie schon. Wir haben ja viel zusammen gebracht, aber dann mussten wir uns zwichendurch auch wieder um unsere eigenen Firmen und ums Geldverdienen kümmern. Wir haben oft darüber diskutiert, dass wir eine Person gebraucht hätten, der sich ganz auf den KB5-Seminarbereich und die Veranstaltungen hätte konzentrieren können aber mit der Premise, dass diese Person sich finanziell selbst trägt.

HL: Lieber Rupert, vielen Dank für das Gespräch!


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